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Perfekte Synchronisation

Perfekte Synchronisation

Dieser Artikel zeigt, wie man ganz ohne die Hilfe von Google, Microsoft oder anderen öffentlichen Anbietern seine Kontakte und Kalenderdaten mit einem Android-Telefon/Tablet und bald auch Microsoft Windows Phone synchronisieren kann. Diese Daten lassen sich ebenfalls zusätzlich mit Thunderbird verwalten.

Update: Auch wenn der Artikel nun schon einige Jahr alt ist, ist er noch immer aktuell.

Das Konzept besteht darin, einen eigenen Cloud-Server bei sich zu Hause laufen zu lassen (Anschaffung 200,- Eur, Leistungsaufnahme 15 Watt). Mit diesem kann sich das Telefon bei Bedarf entweder per WLAN oder auch über das Internet synchronisieren.

Der Raspberry Pi ist auch eine Alternative, allerdings als 24/7 Server über einen Zeitraum von mehreren Jahren nicht sonderlich zuverlässig.

Die einzelnen Schritte sind nur sehr grob erläutert, wenn ich wichtige Schritte unerwähnt gelassen haben sollte, schreibt mir einfach einen Kommentar und ich ergänze den entsprechenden Absatz.

1. Server

Um die entsprechende Hardware leicht zu finden, habe ich bei Amazon nach ‚Atom‘ gesucht und als Filter ‚Computer und Zubehör‘ –> ‚Desktop-PCs‘ angegeben. Für 200,- Eur habe ich einen lüfterlosen Rechner mit 60 GB SSD-Platte, 4GB Ram und DualCore 2,13 GHz erstanden. Einzige Einschränkung: Nur 32-bit Betriebssysteme, aber das interessiert in dem hier vorgestellten Fall nicht.

Als Betriebssystem habe ich Linux Kubuntu 12.04 gewählt und dazu unter Windows die Freeware YUMI (Multiboot USB Creator) heruntergeladen. Mit Hilfe der Software lässt sich die genannte Linux-Distriution herunterladen und bootfähig auf einem USB-Speicherstift speichern.

Steckt man nun den USB-Stift in den Server (evtl. Konfiguration im Boot-Menü des BIOS notwendig), bootet das Linux. Hier wählt man ‚Installation‘ und nicht ‚Live-CD‘. Auf die grafische Oberfläche wurde bewusst nicht verzichtet, da das genutzte System dadurch keine Energie gespart hätte. Die Performance-Einbußen sind vernachlässigbar.

Nun sollte also ein Linux-Server im Netzwerk laufen.

2. Installation OwnCloud

Um die Kontakte und Kalenderdaten zu verwalten habe ich nach gründlicher Suche die Freeware ‚OwnCloud‘ gewählt. Diese Software bietet noch deutlich mehr als nur Kontakte und Kalenderdaten und besitzt zudem ein schönes Webfrontend.

Neben der eigentlichen OwnCloud-Installation müssen zuvor noch der Apache-Webserver und die MySQL-Datenbank installiert werden. Da ein Server für gewöhnlich ohne Bildschirm und Tastatur betrieben wird, loggt man sich am besten per SSH auf dem neuen Server ein. Unter Windows existiert dafür das Programm ‚Putty‘.

In der Konsole gibt man nun ein:

sudo apt-get update

sudo apt-get install mysql-server mysql-client

sudo apt-get install phpmyadmin

sudo apt-get install apache2 php5 php5-gd php-xml-parser php5-intl

sudo apt-get install php5-sqlite php5-mysql smbclient curl libcurl3 php5-curl

Nach jeder Zeile brav ‚Ja‘ sagen und warten.

Das root-Passwort für die MySQL-Datenbank wird wiefolgt gesetzt:

sudo mysqladmin -u root -h localhost password 'xxx' (Bitte gut merken!)

Owncloud wird durch diese Befehle installiert:
echo 'deb http://download.opensuse.org/repositories/isv:ownCloud:community/Debian_6.0/ /' >> /etc/apt/sources.list.d/owncloud.list (Das mit openSuse stimmt so)
apt-get update
apt-get install owncloud

Im Idealfall läuft nun OwnCloud auf dem Server unter http://%5BDeineServerIP%5D/owncloud

3. Einrichten von OwnCloud

Als Admin können nun ein oder mehrere Benutzer angelegt werden, beispielsweise der Benutzer ‚Pfeife‘ mit dem Kennwort ‚Kopf‘. Um den Kalender zu füllen, muss lediglich eine ics-Datei, welche vorher von dem genutzten Programm exportiert wurde, per Drag&Drop den Files auf dem entsprechenden OwnCloud-Benutzer hinzugefügt werden. Durch Doppelklick auf die Datei wird diese in den gewünschten Kalender importiert.
Kontakte lassen sich entweder einzeln oder als gesammelte vcf-Datei im Kontakte-Bereich importieren.
Die Synchronisierung erfolgt über WebCal (Kalender) und WebCard (Kontakte).
Nun sollte der Benutzer ‚Pfeife‘ über Kontakte und Kalenderdaten verfügen. Besonders wichtig war mir, das bei Kontakten auch Bilder unterstützt werden.

4. Einrichten des Android-Telefons

Leider können selbst die Android-Handys kein Card / CalDAV sprechen. Deshalb wird eine entsprechende Software benötigt. Um den Google-Playmarkt zu vermeiden (ich will keinen Google-Account), habe ich mich zu AndroitPIT begeben und ohne einen Account ‚CardDAV-Sync free beta‘ heruntergeladen. Weiterhin ist das Schwesterprodukt ‚CalDAV-Sync Beta‘ notwendig (kostenpflichtig: 2,55 Eur). Unter Einstellungen / Synchonisation kann man nun manuell (wenn man keine Flat hat) die Handy-Daten mit der Cloud synchronisieren. Ich habe dies mit dem LG Optimus L3 E400 ausprobiert und es funktioniert einwandfrei.
Toll!

5. Internetzugriff (optional)

Möchte man nicht nur im LAN synchronisieren, sondern auch über das Internet, benötigt man eine URL, welche sich der wechselnden IP-Adresse stets anpasst. Ich habe dnsdynamic.org gewählt (Der Klassiker Dyndns.org ist leider nich mehr kostenlos). Auf dem Server muss der ddclient installiert werden und die Konfigurationsdatei wie bei dnsdynamic.org beschrieben angepasst werden.
Im Router (z.B. Fritzbox) muss ein beliebiger Port (z.B. 7000) auf Port 80 des Servers umgeleitet werden.
Jetzt sollte die Cloud unter http://[gewählter name].dnsd.info:7000/owncloud errichbar sein.

6. Handy fertig konfigurieren

Nun loggt man sich entweder von außerhalb oder über die IP (je nachdem ob Schritt 5 ausgeführt wurde) auf der Cloud ein. Unter Kalender / Kontakte findet man jeweils unter den Einstellungen des betreffenden Kalenders / Adressbuches ein Icon ‚CardDAV-Link anzeigen‘. Diese Links müssen gemeinsam mit den Zugangsdaten im Synchronisierungsmenü des Handys eingegeben werden.
Fertig!

7. Zusammenfassung

Mit dieser Lösung ist es möglich, seine Kontakte und Kalenderdaten bei sich zu Hause (oder auf einem gemieteten Server) aufzubewaren, damit diese nicht in die Hände von Kraken gelangen. Dadurch entgeht einem zwar die ‚optimierte Werbung‘, aber zumindest ich kann damit gut leben. Die Daten lassen sich per Web von überall auf der Welt verwalten und man kann als Nebeneffekt auch noch Bilder und Videos teilen, ohne dass sich diese in den Händen anderer Unternehmen befinden.

Je nachdem, wie gut dieser Artikel ankommt, bin ich auch gerne bereit an gewünschten Stellen tiefer ins Detail zu gehen. Kommentare sind deshalb erwünscht.

[Update]

Die neue Version von CalDAV-Sync unterstützt nun auch das Verwalten von Aufgaben (Tasks) über Android-fähige Mobiltelefone. Dazu ist zusätzlich die Anwendung „Tasks“ notwendig. Da eine Suche nach diesem Namen wenig sinnvolle Treffer liefern wird, gibt es hier den Link: http://www.androidpit.de/de/android/market/apps/app/org.dmfs.tasks/Tasks . Die App ist minimalistisch aber funktioniert tadellos!

[Update2]

Wer die Bookmarks seiner Browser mit Owncloud synchronisieren möchte, kann dazu innerhalb von wenigen Sekunden das Plugin „Xmarks“ entsprechend konfigurieren: http://www.okami.de/2013/06/26/bookmarks-synchronisieren-firefox-und-owncloud/

Jedoch lassen sich diese nicht über den Browser verwalten, die Nutzung unter Android scheint noch nicht ganz ausgereift zu sein.

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9 Kommentare zu “Android Handy ohne Google-Account. Kontakte- und Kalendersynchronisation mit dem eigenen Rechner

  1. Klinge. ja erst einmal gut, aber wer das mit 71 Lenzen noch nie gemacht hat, wird sehr bange nach dem zweiten Lesen. Ich dachte über Outlook 2003 (XP Tower) und 2007 (Vista-Lappi) wäre auch eine Sync möglich bei einem Mobistel T2 mit Jelly B. oder denke ich da einfach zu naiv? Bin jetzt erst vom alten Sony J3 von 1996 zum Smartphone umgestiegen in der Hoffnung auf laufende Sync der Daten, Filme, Fotos! MfG ernsting

    • Ja, telefontechnisch hat sich in den letzten 70 Jahren ein wenig getan… Der Artikel versucht vor allem Google in seiner Cloud-Funktion zu ersetzen. ALso bearbeiten der Daten mit Email-Client, Synchronisierung mit mehreren Handys und Zugriff über den Browser mit beliebigen Endgeräten.

      Ich weiss, dass es offline Lösungen gibt, mit denen man einen Rechner mit einem Telefon koppeln kann. Leider sind mir keine Details bekannt, ich gehe auch schwer davon aus, dass Outlook eher nicht unterstützt wird.

      Eine andere kostenfreie Alternative für Outlook wäre noch Funambol. Dazu müsste man jedoch auch einen Server lokal installieren, sollte aber noch einfacher sein als eine ganze Cloud zu installieren.

  2. Hallo und vielen Dank! Endlich ekome ich die Mail auf. Habe so etwas noch nie gesehen und das bei mehr als 1000 im Jahr. Ja das hört sich auf der einen Seite besser an, abe ich habe eben MS Office mit Outlook 2003 (eingebunden in MS Office 2007im Vista Laptop und 2003 Office kmplett bei XP)) und dort liegen alles Kontaktdaten. Gibt es von dort aus eine Verbindung zu Funambol? Im Net findet man in Deutsch die Installanleitung für Outlook 2010 – würde dies auch bei 2003 funktionieren? Es gibt keinen Hinweis auf die Versionen! MfG

    • Dazu kenne ich mich mit Funambol zu wenig aus. Ich habe es lediglich mal in Verbindung mit Sogo mit Outlook 2007 getestet, das hat funktioniert.

      Eine weitere Option für OwnCloud wäre ActiveSync, sodass die Cloud als Exchange Server eingebunden werden könnte (https://github.com/gza/oczpush).

      Aber wie wir wissen gehört die Zukunft CardDav und CaldDav und …. Spätestens seit Google Mail Actice Sync nicht mehr unterstützen wird, wird Microsoft mittelfristig auch die DAV-Standards unterstützen.

      • Hallo und vielen Dank am sibirischen Wintersturm-Sonntag. Man tobt der Sturm über den See, der Schnee dringt überall ein. Wie schön war es doch die letzten 6 Wochen im Süden Spaniens!
        Habe gleich mal bei google zu den für mich föllig neunen Begriffen geschaut. Leider ist gerade CallDav wohl nur für IPhone, dafür aber in Deutsch. Und wir alten Ossis kommen eben nur noch mit enig Russisch klar. Aber ich enke gerade CardDav das würde klappen. Da werde ich warten bis die Enkelin mit Ihrem Freund wieder hier ist. Der spricht perfekt english und kann mir die Site übersetzen. Dann kann ich es probieren. Noch einen schönen Sonntagnachmittag und nochmals Danke für die Hilfe. Ist halt doof wenn man alt wird und nicht mehr mitkommt.

    • Hi Tim, Danke für den Hinweis, das Projekt kannte ich nicht. Es sieht so aus, als könnte man sich die 2,55 Eur sparen. Die Bewertungen sind allerdings noch etwas durchwachsen, während CalDAV-Sync mit sehr hoher Zuverlässigkeit seinen Dienst verrichtet.

  3. Mon,
    vielleicht ist es eine seltsame Frage, aber egal. Habe jetzt so einen Rechner und das Kubuntu, habe aber an dem neuen Rechner keinen Bildschirm, haben nur einen Laptop zu Hause. Kann ich den Laptop irgendwie an den Rechner anschließen und gucken, was ich mache, wenn ich das Kubuntu boote?
    Gruß Heide

    • Zumindest während der Installation wäre ein Bildschirm hilfreich, danach kannst Du VNC verwenden.

      Ohne Bildschirm muss das BIOS auf jeden fall so eingestellt sein, dass von CD oder USB gebootet wird. Mit einer Live-CD kannst Du remote (SSH / VNC) auf den Rechner und eine Installation anstoßen.

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